Web3 bietet Lösungen für den Kampf gegen Desinformation
Von der KI oder echt? Content-Authentifizierung mit Web3- und Open-Source-Lösungen
Das sogenannte Web3 bietet Raum für Technologien, die den Besitz und die Kontrolle von Online-Daten dezentralisieren. Hilft dieses Konzept dabei, Medienvertrauen zurückzugewinnen? Wie Web3-Technologien zur Authentifizierung von Inhalten eingesetzt werden können, zeigt ein aktuelles Whitepaper des Web3-Thinktank.
Das Projekt wurde vom MedienNetzwerk Bayern in Zusammenarbeit mit der Denkfabrik 1E9 ins Leben gerufen. Jana Heigl, Faktencheckerin im Team von BR24 #Faktenfuchs, Hans Brorsen, Geschäftsführer von Valid, und Adam Rose, Chief Operating Officer des Starling Lab, haben während der MEDIENTAGE MÜNCHEN im Gespräch mit Wolfgang Kerler, Chefredakteur & Co-Founder von 1E9, ihre Lösungsansätze und Geschäftsmodelle vorgestellt.
Ein Bild vom Papst in hipper Daunenjacke verbreitete sich im Frühjahr 2023 in den sozialen Online-Netzwerken viral. Ein – in diesem Fall harmloses – Fake-Bild, das einige Nutzer:innen sofort als solches erkannten, andere nicht. Dieses Beispiel, so erklärte Wolfgang Kerler, zeige eindrücklich, wie einfach sich Desinformation verbreiten lässt. Was Web3-Technologien leisten können, um diese Entwicklungen zu bekämpfen, und an welchen Lösungen erste Unternehmen bereits arbeiten, hat Kerler für das MedienNetzwerk Bayern im Whitepaper mit dem Titel „Echt, Fälschung oder von der KI erstellt? Authentifizierung digitaler Inhalte mit Web3-Technologien“ dargestellt. Nach der Präsentation der wichtigsten Ergebnisse waren bei der anschließenden Talkrunde mit dem Start-up Valid und dem Starling Lab zwei Unternehmen vertreten, die auch im Whitepaper vorkommen.
Schneller, leichter, günstiger – KI Technologien können die Erstellung von Desinformation noch verstärken, lautete die einhellige Meinung der Diskussionsteilnehmer:innen. Aus dem Kontext gerissene oder gefälschte Bilder waren bereits vor dem Boom der generativen Künstlichen Intelligenz problematisch. Faktencheckerin Jana Heigl arbeitet mit Open Source Intelligence Tools, um herauszufinden, wo die originale Quelle solcher Bilder liegt, um sie einordnen zu können. Doch auch wenn diese Tools oft helfen, stößt das Team des Bayerischen Rundfunks immer wieder an seine Grenzen – vor allem auf Drittplattformen.
Das Berliner Start-up Valid setzt genau hier an: „Drittplattformen, vor allem Social Media, sind der Herd, an dem Desinformation entsteht. Dafür wollen wir Lösungen bieten“, berichtete Hans Brorsen. Anhand von kryptografischen Provenienz-Indikatoren will Valid die Authentizität von Inhalten überprüfbar machen – nicht nur auf Nachrichten-Webseiten, sondern auch auf Drittplattformen. Leser:innen sollen qualitativ hochwertige Nachrichteninhalte so anhand eines grünen Hakens oder einer Markierung erkennen und nachvollziehen können, wer diesen Nachrichteninhalt signiert und welches Medium ihn veröffentlicht hat.
Die Authentifizierung von Bildern hat sich das Starling Lab zur Aufgabe gemacht. Es sichert digitale Daten, zum Beispiel für journalistische Berichterstattung, für Ermittlungsverfahren oder für die Geschichtsschreibung, und versieht sie mit Informationen zur Provenienz. Das alles geschieht mit der Mission, das Vertrauen in Daten zu stärken. Als Beispiel für die Arbeit des Starling Lab stellte Adam Rose das Projekt „The DJ and the War Crimes“ vor, das in Zusammenarbeit mit dem Magazin Rolling Stone realisiert wurde und sich mit ungesühnten Kriegsverbrechen während des Bosnienkrieges im Jahr 1992 befasst.
Jana Heigl betonte, wie wichtig bei der Nutzung von Tools nachvollziehbare Informationen für den Faktencheck seien, merkte aber auch an, dass diese Lösung nur eine von mehreren notwendigen Mitteln im Kampf gegen Desinformationen sei. „Manche Leute wollen etwas glauben, weil es ihrem Weltbild entspricht. In diesen Fällen hilft auch die Authentifizierung nicht.“ Wichtig seien vor allem auch die Bereiche Medienkompetenz und Medienerziehung.