Stabile Mediennutzung, aktive Nachrichtenvermeidung und Konkurrenz durch KI
Medienentwicklungen 2025
Die Mediennutzung in Deutschland konsolidiert sich und steht zugleich vor neuen Herausforderungen. Etwa sechseinhalb Stunden pro Tag verbringen die Deutschen 2025 mit Medien – ein Wert, der sich seit Jahren kaum verändert hat.
Doch unter der Oberfläche verschieben sich Gewichte: Non-lineare Formate gewinnen, klassische Medien verlieren, Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Informationssuche, und das Vertrauen in Medien bleibt unter Druck. Diese und weitere Erkenntnisse hat Trendforscher Magnus Gebauer vom MedienNetzwerk Bayern im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN präsentiert.
„Nach Jahren des Wachstums hat sich die Mediennutzung in Deutschland stabilisiert“, bilanzierte Gebauer. „Veränderungen entstehen nicht mehr durch mehr Zeit, sondern durch die Verschiebung zwischen Gattungen und Angeboten.“ Die Gattungen Internet, Strea-ming und Podcasts hätten im Medienzeit-Budget erneut zugelegt, während Hör-funk und Print weiter an Reichweite verloren hätten. Der Wert fürs Bücherlesen bleibe stabil: Rund ein Drittel der Bevölkerung greife weiterhin regelmäßig zum Buch.
Das Nachrichteninteresse der Bevölkerung scheint stabil. Die aktive Vermeidung von In-formativem hingegen sei in allen Altersgruppen auf einem Rekordhoch, erklärte Gebauer und nannte weitere aktuelle Nutzugsdaten: 71 Prozent lassen bestimmte Themen be-wusst außen vor – vor allem wegen emotionaler Belastung und Überforderung. Beson-ders die Jüngeren selektieren stärker nach Relevanz und Stimmung. Die aktuelle Medien-nutzung der 14- bis 29-Jährigen gibt einen umfassenden Einblick in die Mediennutzung von morgen: Sie verbringen insgesamt rund 45 Minuten weniger Zeit mit Medien und nutzen diese deutlich selektiver, digitaler und flexibler. Rund neunzig Prozent ihrer Vide-onutzung entfällt auf On-Demand-Angebote, auch Podcasts sowie digitale Textinhalte gewinnen an Bedeutung. Trotz dieser Entwicklungen bleibe die Mediennutzung allge-mein vielfältig, sei aber zunehmend fragmentiert, sagte Gebauer.
Auch KI-Angebote verändern die Mediennutzung: Die aktuelle Erhebung ergab, dass be-reits ein Viertel der Deutschen KI-Tools wie ChatGPT regelmäßig einsetzt – meist für Tex-terstellung, Suche oder Unterhaltung. „Damit konkurriert KI zunehmend mit klassischen Medienangeboten“, erklärte Gebauer. „Für Medienhäuser bedeutet das: Sie müssen ech-ten Mehrwert und Einordnung bieten.“ Gleichzeitig genießen KI-Anwendungen und auch Plattformen wie TikTok deutlich weniger Vertrauen als klassische Medien wie Hörfunk, Fernsehen und Zeitungen, die weiterhin als glaubwürdig gelten. Dennoch bleibt Deutschland laut Edelman Trust Barometer ein so genanntes Distrust Country. Der ge-messene Vertrauenswert von 44 Prozent signalisiert, dass die Mehrheit der Befragten der jeweiligen Institution, beispielsweise einer Regierung oder den Medien, misstraut.