Aleksei Bobrovnikov

Print- und TV-Journalist, Stiftungsgast der Hamburger Stiftung für verfolgte Journalisten, PEN-Zentrum Deutschland

Aleksei Bobrovnikov (40) ist ein preisgekrönter ukrainischer Print- und TV-Journalist, der wegen seiner Recherchen über ein weitverzweigtes Schmuggel- und Geldwäschenetz in den umkämpften ost-ukrainischen Gebieten in Lebensgefahr geriet. Bobrovnikov wurde mehrfach vor laufender Kamera bedroht. Die 2017 von der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte ausgesprochene Einladung rettete vermutlich sein Leben. 2018 erhielt er ein Anschlußstipendium durch den PEN-Schriftstellerverband. Zur Zeit ist er Stipendiat des writers-in-exile Programms. Der ost-ukrainische Donbass war seit dem Austritt der Ukraine aus der UdSSR ein Tummelplatz für Schmuggler, Geldwäscher und das grenzübergreifende Organisierte Verbrechen. Mit dem Ausbruch des von Russland befeuerten Separatistenkriegs im Osten der Ukraine nahmen diese illegalen Aktivitäten weiter zu. Der Journalist Bobrovnikov wurde von seinem TV-Sender in die umkämpfte Region geschickt, um den hartnäckigen Gerüchten über die Beteiligung ukrainischer Einheiten an diesen Geschäften mit dem Feind nachzugehen. Seine wichtigsten Informanten wurden der von der Regierung in Kiew bestellte Sonderermittler Andrej Galuschenko und einige seiner Mitarbeiter. Nur wenige Tage, nachdem Galuschenko dem Journalisten handfeste Beweise über die Schmuggelaktivitäten ukrainischer Militärs gegeben hatte, wurden der Fahnder und seine Begleiter auf ukrainisch kontrolliertem Gelände ermordet. Mit der Suche nach den Mördern seiner Quellen und ihren Hintermännern hat sich Bobrovnikov mächtige Feinde im ukrainischen Militär geschaffen. Denn das Ergebnis seiner jahrelangen investigativen Arbeit ist eindeutig: Der Offiziersstab mindestens einer im Donbass stationierten ukrainischen Brigade ist nicht nur an den Schmuggelgeschäften beteiligt. Diese Gruppe soll auch Andrej Galuschenko, seine Mitarbeiter und eine Reihe anderer Opfer auf dem Gewissen haben: „Ein Offizier sagte mir direkt ins Gesicht, dass der Schmuggel weitergehen werde und es kein Problem sei, einen Menschen zu töten“, erzählt Bobrovnikov. Das Büro des Militärstaatsanwalts in Kiew weigerte sich, den Journalisten und sein Team zu schützen. Stattdessen erhielt Bobronikov den „freundschaftlichen Rat“, seine Recherchen „zur eigenen Sicherheit“ einzustellen. Wenige Tage später wurde dem Reporter von seinem Arbeitgeber 1+1 media in Kiev „zu seinem eigenen Besten“ fristlos gekündigt. Weil er ohne den Schutz der großen Medienanstalt als „vogelfrei“ gelten musste, wählte der politisch verfolgte Journalist Bobrovnikov im letzten Augenblick das Exil in Deutschland. Seine Recherchen und die damit verbundenen Erlebnisse hat er nun in einem 700 Seiten umfassenden Buch mit dem Titel „Grauzonen“ beschrieben. Das Buch ist bereits zum größten Teil vom Russischen ins Deutsche übersetzt und wird im nächsten Jahr erscheinen. Darüber hinaus hat Aleksei Bobrovnikov Gedichte „Meditationen“, Reflexionen „Tote sprechen langsamer“ und einen Monolog für ein Theaterstück geschrieben.


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Der letzte Zeuge – Investigativer Journalismus und ein Korruptionsskandal im ukrainischen Militär