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Reality TV: Kein Ort für Grenzüberschreitungen
The Regels sind the Regels – zum Stand von Reality-TV in Deutschland
Das Genre Trash-TV ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Abenteuer, Dating, Heiraten – das sind die zentralen Themen. Es soll knallen und scheppern, doch es gelten auch neue Spielregeln für den Umgang. Wer dagegen verstößt, fliegt aus der Show – und das zurecht. Das war während der MEDIENTAGE MÜNCHEN das klare Resümee der Teilnehmenden einer Panel-Diskussion über Trends im deutschen Reality-TV.
Einhaltung gewisser Standards
„Tabubrüche wie Mobbing oder Diskriminierung haben in Reality-Shows keinen Platz“, sagte Fabian Tobias, Chef von EndemolShine Germany. Sein Unternehmen, das unter anderem die Formate „Promi Big Brother“ sowie „Beauty & the Nerd“ realisiert, schreibt in den Verträgen beispielsweise fest, dass Äußerungen in Richtung Homophobie und Rassismus zum Ausschluss führen. Fliege dann wirklich jemand aus der Show, müssten die Gründe dafür auch klar nach außen kommuniziert werden, ergänzte Thomas Münzner, Programmchef von Joyn. Doch nicht nur die Kandidat:innen werden in die Pflicht genommen, auch die Redakteur:innen sind gefragt, wenn es um die Einhaltung gewisser Standards geht. So arbeitet EndemolShine an einer Kultur für den Umgang mit Fehlern. „Sie sind in der Vergangenheit häufig auch aus Unsicherheit heraus entstanden, doch wir setzen inzwischen klare Leitplanken, an denen sich alle entlanghangeln können“, erklärte der Produzent.
Die Autorin und Moderatorin der Diskussionsrunde, Anja Rützel, hob positiv hervor, dass Reality-Stars inzwischen auch schwierige Themen ansprechen. So habe Elena Miras über ihre Depressionen berichtet und Kader Loth über ihre Diagnose Endometriose – mit dem klaren Signal: Falls ihr auch betroffen seid, holt euch Hilfe. „Es liegt auch in der Verantwortung der Macher, dass solche Themen in einem lockeren Kontext Platz finden, da man damit Menschen erreicht, die man sonst nicht erreichen würde“, sagte Lars Tönsfeuerborn, Podcaster und Gewinner der ersten Staffel von Prince Charming.
Immer mehr Formate, immer mehr Konkurrenz
Einen weiteren wichtigen Punkt brachte Micaela Schäfer, Reality-TV-Star und Erotikmodel, zur Sprache: „Es gibt immer mehr Formate, immer mehr Konkurrenz.“ Sie sei bereits seit zwanzig Jahren in der Branche aktiv und wolle es noch weitere zwanzig Jahre bleiben. Doch es gebe inzwischen einen großen Kampf um die Plätze, was zu einer gewissen Verzweiflung vor allem bei den jüngeren Protagonist:innen führe. Lars Tönsfeuerborn warnte deshalb auch, den Job aufgrund eines einzigen TV-Engagements hinzuwerfen. Sein Appell: Auf Absicherung achten und sich nicht abhängig machen. Dass immer mehr Internet-Sternchen ins TV wollen, sorgt auch auf Produzentenseite für Probleme: „Ein Phänomen unserer Zeit ist es, dass Kandidat:innen immer häufiger versuchen, ein Format zu nutzen, um die eigene Reichweite zu pushen. Teilweise kommen sie mit ganzen Strategien in unsere Shows. Hier gilt es, die versteckte Agenda zu entlarven“, sagte Fabian Tobias.
Am Ende der lebhaften Diskussion verrieten die Teilnehmenden noch ein paar neue Formatideen, die es bislang noch nicht in die Produktionshäuser geschafft haben. Darunter: „Die Desperate Housewives of Prenzlauer Berg“, „Die Polyamore Bachelorette“ oder ein bisexuelles „Are you the one?“. Micaela Schäfer dagegen brachte ein Reality-Format für die Silver Ager ins Spiel: „Unsere Gesellschaft wird schließlich immer älter.“