Qualitätsjournalismus ist Vertrauensjournalismus
Vertrauenskrise beim Qualitätsjournalismus?
Ist der Qualitätsjournalismus in einer Vertrauenskrise? Und wie schaffen Medienhäuser mehr Sicherheit und Authentizität für ihre Inhalte? Diese Fragen beschäftigen in Zeiten von Desinformation, Fake News und Künstlicher Intelligenz viele Akteure der Medienbranche.
Auf Einladung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) wurde im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN über dieses Thema diskutiert – mit durchaus positiven Nachrichten: Es gibt Stellschrauben für mehr Vertrauen, an denen die Medien drehen können, etwa im regionalen Bereich und bei der persönlichen Relevanz für die Lesenden. Auch Technologien wie digitale Wasserzeichen können Inhalte besser schützen – und damit Vertrauen schaffen.
Christina Quast, freie Journalistin und Trainerin für digitale Tools, brachte gleich zu Beginn das Problem auf den Punkt: „Das Vertrauen in die Medien ist zwar recht hoch, aber seriöse Medien werden imitiert, um ihren Status und das Vertrauen auszunutzen, das sie mitbringen.“ Um zu zeigen, wie hoch das Vertrauen in die Medien aktuell wirklich ist, hatte Quast Zahlen des Reuters Institute Digital News Reports 2025 mitgebracht. Wie die Daten belegen, ist das Vertrauen in den vergangenen drei Jahren relativ stabil geblieben, in Deutschland im Durchschnitt bei 45 Prozent. Das sei, so erklärte Christina Quast, zwar „nicht die beste Lage, aber eine stabile“. Deswegen gelte es, den Status zu erhalten und anhand verschiedener Stellschrauben zu verbessern. Eine dieser Stellschrauben sei es, die Polarisierung durch Desinformation zu stoppen, um eine gemeinsame Basis zu bewahren. Und: Es gelte, keine Nachrichtenwüsten entstehen zu lassen wie in den USA, wo es fast keine Lokalzeitungen mehr gibt, sondern dorthin zu gehen, wo die Menschen sind – auch in ländliche Regionen. Außerdem sei es wichtig, an der Nachrichtenmüdigkeit der Menschen zu arbeiten, die durch negative Stimmung, die Menge an News, Konflikte, Kriege und Politik entstehe. Hinzu komme, dass die User häufig meinen würden, sie hätten „nichts damit zu tun“. Persönlich relevante Inhalte für die Menschen seien deshalb „das Schlüsselkriterium für das Vertrauen“:
Was können Medien tun, um ihren Content zu schützen? Das zeigte Konstantin Teepe von DXC Technology. Seiner Einschätzung nach kommt es für Medienschaffende darauf an, mit digitalen Wasserzeichen per Blockchain Texte, Videos und Audio-Dateien abzusichern, Plagiate zu erkennen und zu unterbinden. Wichtig sei auch, per KI feststellen zu können, welche Inhalte von Menschen gemacht wurden und welche von Maschinen. Teepe stimmt es positiv, dass Medienmarken in Zeiten einer „Content-Explosion“ wieder einen Wert hätten, und diesen Wert könnten sie schützen und absichern.
Auch in der anschließenden Diskussion mit Moderator Prof. Dr. Thomas Hess, LMU München, ging es unter anderem um KI und die Frage, ob Content immer gleichförmiger werde, wenn alle Mitarbeitenden von Medienhäusern KI nutzen würden. Nach Ansicht von Christina Quast kommt es dabei auf die Qualität der Prompts an – wenn sie nicht gut seien, würden Antworten „einfach, schnell und gleichförmig“ und die Varianz sei nicht besonders groß.
Konstantin Teepe verglich den Einfluss von KI auf mediale Inhalte mit einer Entwicklung, die er auf dem Musikmarkt beobachte: Inhalte glichen sich zunehmend an, um dem Algorithmus zu „gefallen“. Aus diesem Trend ergebe sich für den Mehrwert des Qualitätsjournalismus: Wenn Redakteur:innen die Technologie dafür nutzen, Recherchen schneller und besser zu machen, und KI dazu beiträgt, ihnen administrative Aufgaben abzunehmen, bleibe mehr Zeit für Textgestaltung und Kreativität – und damit weniger Platz für Gleichförmigkeit. Das sei entscheidend: Denn Qualitätsjournalismus ist Vertrauensjournalismus.