Polizei und Presse im Dialog: Wie Journalist:innen sicher berichten können
Sicherheit für Journalist:innen: Polizei und Medienschaffende im Austausch
Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Medien verbessert werden, damit Journalist:innen sicher berichten können?
Diese Frage stand im Mittelpunkt eines von Katharina Baer (MedienNetzwerk Bayern) moderierten Expert:innen-Gesprächs der MEDIENTAGE MÜNCHEN über Ergebnisse mehrerer Round-Table-Runden, die das MedienNetzwerk Bayern gemeinsam mit dem Bayerischen Journalisten-Verband e.V. (BJV) und dem Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration (StMI) veranstaltet hatte. Daraus hervorgegangen war im Jahr 2023 unter anderem der Vier-Punkte-Plan der bayerischen Staatsregierung. Unterstützt wird das Projekt von der Bayerischen Staatskanzlei im Rahmen der Bayerischen Medienförderung.
„Im Gesamten ist es eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, die zunehmend auf gegenseitigem Verständnis beruht“, betonte Tobias Uschold von der Bayerischen Polizei. Ein zentrales Thema der Diskussion war die Kommunikation vor Demonstrationen und Veranstaltungen, etwa durch Lagebesprechungen, Ansprechpartner vor Ort sowie Schulungen in den jeweiligen Ausbildungen. Besonders das gegenseitige Kennenlernen vorab sowie das Abklären der Rahmenbedingungen des Einsatzes helfen beiden Parteien. Auch der Ton vor Ort sei entscheidend für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Für Journalist:innen sei es zudem besonders wertvoll, wenn bei Veranstaltungen jemand von der Pressestelle der Polizei vor Ort ist, betonte Tobias Bönte vom Bayerischen Rundfunk (BR): „Es macht einen riesigen Unterschied, für uns Journalisten, wenn jemand da ist, der sich mit unserer Tätigkeit auskennt.“
Der freie Fotograf Sachelle Babbar, der unter anderem rechtsextreme Demonstrationen begleitet, gab Einblick in den Alltag freier Journalist:innen auf Großveranstaltungen: „Wir müssen alle neu denken, weil sich auch die Umstände auf Demonstrationen geändert haben. Rechtsextremisten und AfD-Anhänger wissen, wie sie mit Medien umgehen sollen. Bei den Free-Palestine-Demonstrationen ist das anders, die sind deutlich gefährlicher.“ Babbar nannte als Beispiel, dass Demonstrierende dort oftmals behaupten, ein Journalist habe eine Frau angefasst. Daraufhin würde die Polizei Journalisten wegführen, da diese dem Vorwurf nachgehen müsse. Taktiken wie diese gefährden Journalismus und die freie Berichterstattung und belasten das Verhältnis zwischen Journalist:innen und Polizei in ohnehin dynamischen Situationen.
Aber auch Aktivist:innen, die sich als Journalist:innen ausgeben, sind für die seriöse Berichterstattung ebenso wie für die Polizei eine Herausforderung. Diskutiert wurde zudem die Frage, wie Berichterstatter:innen bei Einsätzen besser geschützt und gleichzeitig als solche erkennbar bleiben können. „Wenn ich mit Kamerateam hingehe, bin ich als Journalist deutlich erkennbar. Beim BR sind wir dann aber zu dritt“, sagte Tobias Bönte. Dass die Situation für freie Journalist:innen ohne großes Medienhaus im Rücken schwieriger sei, bekomme er jedoch auch immer wieder mit. „Seit Corona sind der Journalist und die Journalistin eindeutig zur Zielscheibe von Aggressionen geworden“, betonte auch Andrea Roth vom Bayerischen Journalisten-Verband (BJV).
Psychische Belastung und Angst gehörten für viele, insbesondere freie Journalist:innen, darum zum Alltag, berichtete Rorh. Der BJV bietet für alle Journalist:innen mit Presseausweis vielfältige Unterstützungen an. Dazu gehören unter anderem eine niedrigschwellige Helpline mit anonymer und kostenfreier persönlicher Beratung, Rechtsberatung, psychische Unterstützung sowie der kleine Zeugenschutz. Roth appellierte zudem an Journalist:innen, Anzeige zu erstatten, wenn etwas passiert sei.
Die Ergebnisse der Round-Table-Gespräche und der Panel-Diskussion zeigen: Vertrauen entsteht durch Austausch. Regelmäßige Gespräche auf regionaler Ebene, gemeinsame Übungen und gegenseitige Einblicke in die Arbeitsweise können helfen, Konflikte zu vermeiden und die Sicherheit von Medienschaffenden zu stärken. Deutschland ist 2025 im Ranking der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen erstmals aus den Top 10 gefallen. Die Zahl der tätlichen Übergriffe auf Journalist:innen erreichte mit 98 einen neuen Höchststand. In Bayern blieb sie in der ersten Jahreshälfte einstellig.
Über das MedienNetzwerk Bayern
Das MedienNetzwerk Bayern ist unter dem Dach der Medien.Bayern GmbH eine Initiative zur Stärkung des Medienstandorts Bayern und wird gefördert durch die Bayerische Staatskanzlei sowie die BLM. Durch Veranstaltungen und Projekte schafft es eine Plattform für den Austausch zu Trends und Herausforderungen der digitalen Transformation. Das MedienNetzwerk vernetzt sowohl die Medien-Teilbereiche in Bayern untereinander, als auch über Branchengrenzen hinaus.
Über den Bayerischen Journalisten-Verband
Der Bayerische Journalisten-Verband e.V. (BJV) ist als Berufsverband und Gewerkschaft die Stimme der Journalistinnen und Journalisten in Bayern. Als Landesverband des Deutschen Journalisten-Verbands vertritt er über 6.000 Mitglieder aus Presse, Rundfunk, Online-Medien und Öffentlichkeitsarbeit, die hauptberuflich selbstständig oder angestellt im Journalismus arbeiten. Er ist politisch und finanziell unabhängig.