Nach der zweiten Berührung mit KI: Vertrauen gesucht

Desinformation und digitale Resilienz. Wie KI die Medien und die Gesellschaft verändert

Generative Künstliche Intelligenz (KI) stützt sich auf Deep-Learning-Modelle, welche auf Basis großer Datensätzen trainiert werden, um neue Inhalte wie Texte, Bilder oder Videos zu erstellen. Politik, Wissenschaft und Journalismus sollten zusammenarbeiten, um mit innovativen Maßnahmen den Umgang mit Medieninhalten zu „lernen“, die zunehmend durch den Einsatz von generativer KI erstellt werden.

Generative Künstliche Intelligenz (KI) stützt sich auf Deep-Learning-Modelle, welche auf Basis großer Datensätzen trainiert werden, um neue Inhalte wie Texte, Bilder oder Videos zu erstellen. Politik, Wissenschaft und Journalismus sollten zusammenarbeiten, um mit innovativen Maßnahmen den Umgang mit Medieninhalten zu „lernen“, die zunehmend durch den Einsatz von generativer KI erstellt werden. Die Teilnehmenden einer von der Gremienvorsitzendenkonferenz der Landesmedienanstalten organisierten Diskussion während der MEDIENTAGE MÜNCHEN haben sich darüber einig gezeigt, dass „KI-generierte Medienprodukte das Vertrauen in die Medien fundamental” verringert hätten. Es sei eine „gesamtgesellschaftliche und demokratiesichernde Herausforderung und Aufgabe“, gegen „mediale Manipulation“ schneller und effektiver vorzugehen.

Angriff auf den Wahrheitsanspruch

Prof. Dr. Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler an der Universität Tübingen, erklärte zu Beginn der Veranstaltung, dass die „zweite Berührung mit Künstlicher Intelligenz“ durch generative KI den „Angriff auf den Wahrheitsanspruch“ von Medieninhalten eingeleitet habe. Generative KI habe eine „Pseudoskepsis” entfesselt, wodurch Konsument: innen von Medieninhalten „alles als potenziell gefälscht“ einstufen würden. Es bedürfe „Diskursanstrengungen, Bildungsanstrengungen und Regulierungsanstrengungen“, um Medienbildung zu verbessern, diagnostizierte Pörksen. Die „Diskursanstrengungen“ schrieb er dem Journalismus zu: „Meine Hoffnung sind die Journalist:innen, die bereits an die Schulen gehen und Medienbildung vermitteln.“ Pörksen bezeichnete diese Entwicklung als „Graswurzelrevolution, die beim Umgang mit KI ein ethisches Grundverständnis vermittelt“.

Strukturierter Umgang mit KI

Simone Oldenburg, Ministerin für Bildung und Kindertagesförderung des Landes Mecklenburg-Vorpommern und 1. Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), bezeichnete das Vorgehen der Bildungspolitik als „zu spät, zu langsam“. Aber sie seien da, die „bundesweit gültigen Handlungsempfehlungen, wie Lehrer und Schüler mit KI umgehen sollen“. So entstehe eine Grundlage für „strukturierten Umgang mit KI“. Oldenburg monierte, dass Schulen nicht der „Reparaturbetrieb“ der Gesellschaft seien. Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, „Wissen über Demokratie als durchgängiges Demokratiebildungskonzept zu etablieren“. Die Landesministerin hob hervor, dass der Föderalismus in Deutschland „16 verschiedene Schnelligkeiten“ hervorbringe, die Entscheidungsfindungen verlangsamen würden.

Jeder hat Verantwortung und die Freiheit, sich einzumischen

Dr. Eva Flecken, Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) und Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) sowie der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK), erklärte, dass sich Regulierung, die „Fake News“ oder Desinformation verhindern könne, im „grundrechtssensiblen“ Bereich der freien Meinungsäußerung bewege. Flecken legte dar, dass Regulierung und Verbote von Medienangeboten über „die Rechtsprechung“ erfolgen müssten, was einen „langen Atem“ erfordere. Sie resümierte, dass es kein „Silver Bullet für eine resiliente demokratische Gesellschaft“ gebe, und sagte, jeder habe Verantwortung und die Freiheit, sich einzumischen. Flecken sprach sich dafür aus, kollektiv miteinander ins Gespräch zu kommen, um Medien wieder zu mehr Vertrauen zu verhelfen.