Menschliche Intelligenz first

Is it real? Wenn die KI Audio macht.

Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) unterstützen und beschleunigen den Rechercheprozess und die Herstellung von Audio-Inhalten erheblich. Sie bilden darüber hinaus ein zusätzliches kreatives Potenzial.

Der eigentliche schöpferische Prozess – beispielsweise bei der Podcast-Produktion – wird aber auch künftig maßgeblich durch die menschliche Intelligenz bestimmt. So lautet das Ergebnis einer Diskussionsrunde im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN, zu der die Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) eingeladen hatte.

Eva Deinert, Journalistin und Innovationsmanagerin, und ihr Kollege Matthias Leitner, Digital Storyteller & Creative Producer beim Bayerischen Rundfunk (BR) verantworten die Pro-duktion von BR-Podcasts. Beide betonten die zentrale Bedeutung menschlicher Kreativität für die Herstellung von Audio-Inhalten. Maximilian Conrad, Co-Founder und Geschäftsführer des Corporate-Podcasting-Unternehmens Hype1000 stimmte dieser These uneinge-schränkt zu. Zugleich waren sich die Expert:innen einig, dass Künstliche Intelligenz alle Prozesse im Bereich Audio nachhaltig verändern werde.

KI als spielerisches Element für Inhalt und Form

Das BR-Team stellte seinen sechsteiligen Krimi-Podcast vor, der erst vor wenigen Tagen mit dem Grimme Online-Award ausgezeichnet wurde. Ziel der Produktion war, die KI dabei sowohl zum inhaltlichen Gegenstand der Erzählung zu machen als auch verschiedene Anwendungen der KI in den redaktionellen Entstehungs- bzw. den technischen Produktionsprozess einzubinden. Der Titel des Podcast „In 5 Tagen Mord“ steht für einen fünf Tage dauernden Design-Sprint, bei dem der Plot, Dialoge und die finale Aufnahme erfolgen sollten. Die Geschichte, die schließlich am sechsten Tag auserzählt wird, greift im Stil früherer Hörspiel-Krimis diesen zeitlichen Verlauf auf und nutzt die KI als spielerisches Element für Inhalt und Form.

Eine wesentliche Erfahrung aus diesem Projekt sei die Nutzung von KI-Tools als unterstützendes Element, berichtete Matthias Leitner: „Kreativität im engeren Sinne haben wir bei der KI jedoch nicht erkannt. Die bleibt wohl weiter dem menschlichen Redaktionsteam vorbehalten. Zudem mussten schon bald ethische Fragen beantwortet werden – etwa die, ob man die Stimme einer bereits verstorbenen Person klonen und in einer Audio-Produktion verwenden darf. Hier setzt der BR eindeutige Regeln, die auch in Zukunft unsere Produktionen bestimmen werden. Dieses Klonen ist für uns tabu.“

Mit wenigen Klicks zum sendefertigen Podcast

Aus der Sicht eines Startup-Unternehmens berichtetet Maximilian Conrad von den Erfahrungen, die sein Team im Bereich Podcasts für die Unternehmenskommunikation gemacht habe. Für seine Firma zeigten sich insbesondere in den Bereichen Sprachmodelle, Klonen von Sprache, KI-gestützte Produktion und Audio-Transkription von Texten große Herausforderungen – aber auch Chancen. Hype1000 hatte dazu eine Software entwickelt, die Textinformationen, die beispielsweise als PDF angeliefert werden, mit nur wenigen Klicks in einen sendefertigen Podcast umwandeln kann. „Im Moment müssen und wollen wir diesen Umwandlungsprozess jedoch noch kuratieren, d.h. redaktionell durch ein Team-Mitglied begleiten“, schränkte Conrad ein. Die KI produziere noch zu viele Halluzinationen – also Falschinformationen –, als dass diese Prozesse vollautomatisiert ablaufen könnten.

Vor allem die Juristen sind derzeit damit beschäftigt, die ethischen Grenzen für KI-generierte redaktionelle Inhalte zu bestimmen. Mit einem Blick in die Zukunft stimmten die Teil-nehmenden der Diskussion darin überein, dass die KI-Tools kollaborativ mit Autor:innen und Redakteur:innen zusammenarbeiten würden, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Im Übrigen würden sich die Entwicklungszyklen bei KI-Anwendungen weiter drama-tisch verkürzen und dem Feld der Audio-Produktion massive Veränderungen bescheren.