KI ist ein Werkzeug, das Wirklichkeit verzerren kann

Das kann KI nicht. Rassismuskritischer Journalismus auf Social Media

Wird Künstliche Intelligenz (KI) bei der Berichterstattung eingesetzt, brauche es klare redaktionelle Richtlinien für den KI-Einsatz, eine transparente Kommunikation über den Einsatz von KI sowie menschliche Kontrolle, ethische Reflexion und Verantwortung in den Redaktionen.

Das waren Ratschläge, die Elena Kountidou und Jutta Brennauer von den Neuen deutschen Medienmacher*innen bei ihrem Vortrag im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN gaben, um einen Journalismus auf Social Media zu fördern, der nicht diskriminiert, sondern zur Aufklärung und Sensibilisierung beitragen soll.

Die Neuen deutschen Medienmacher*innen sind ein Verein, der sich für mehr Vielfalt im Journalismus und gegen Hass im Internet einsetzt. Er hat auf Instagram, Twitter/X und TikTok über 1.700 Medien-Posts und 85.000 Kommentare analysiert. Aus der Analyse ergaben sich „Tipps für guten Journalismus auf Social Media“, die Kountidou und Brennauer vorstellten.

„Daten sind nicht neutral“, erklärte Brennauer in Bezug auf den Einsatz von KI bei der Berichterstattung. Daher brauche es eine „Sensibilisierung für Biases in Daten und Tools“. In KI-Systemen könne sich durch einseitige Trainingsdaten oder fehlerhafte Programmierung eine „algorithmische Verzerrung“ (Bias) ergeben, die zu einer tendenziösen Berichterstattung führen könne, „zum Beispiel durch Auswahl von Themen, Sprache oder Bildern, die eine bestimmte Sichtweise fördern“, hob Brennauer hervor. Sie verwies auf visuelle Stereotype der „Frau mit Kopftuch von hinten“, die häufig als „generalisierende Darstellung einer muslimischen Frau“ auf der „ersten Kachel“ von digitalen Plattformen abgebildet werde. Sie rate deshalb den Bildredakteur:innen dazu, „Menschen in verschiedenen Lebenssituationen und nicht immer die gleichen stereotypen Bilder zu zeigen“. Brennauer machte darauf aufmerksam, dass es „alternative“ Bilddatenbanken gibt, die „die Vielfalt der Gesellschaft“ abbilden.

„Guter Journalismus ist vielfältig“, bemerkte Kountidou. Sie plädierte daher dafür, „diverse Teams“ in der Berichterstattung einzusetzen, wodurch in den Redaktionen, „Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Perspektiven und Erfahrungen zusammenarbeiten“. Sie appellierte an die Journalist:innen, eine „geschlechtergerechte Sprache“ einzusetzen. Des Weiteren forderte sie auf, „Zitate nicht nur zu reproduzieren“, sondern „auch zu erklären“. Besonderes Augenmerk legte Kountidou auf den Titel von Texten, die sie als „Headline Heroes“ bezeichnete und die auf Social-Media-Plattformen, wie zum Beispiel auf Instagram, veröffentlicht werden. Der Titel sei entscheidend. Die Maxime müsse deshalb lauten: „Texte informative Titel und verzichte auf spalterische Fragen“, empfahl sie.