Keine Angst vor einer Medienzukunft mit KI

Europas Medien und KI: Warum Infrastruktur jetzt sexy ist

Die technologischen Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) verlaufen rasant. Dennoch muss sich Europa nicht davor fürchten, abgehängt zu werden.

Wichtig seien allerdings Investitionen an den richtigen Stellen, die Besinnung auf die eigenen Stärken und eine Begeisterung für die damit verbundenen Fortschritte. Diese Einschätzung wurde im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN deutlich. Als Expert:innen berichteten Dr. Florian Herrmann, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Staatsminister für Bundesangelegenheiten & Medien, Dr. Katja Wildermuth, Intendantin des Bayerischen Rundfunks (BR), Robin Hermann, Geschäftsführer des Cloud-Anbieters Stackit, und Uli Köppen, Chief AI Officer beim BR.

Staatsminister Herrmann verwies zu Beginn der Diskussion auf die hohen Investitionen, die alleine der Freistaat Bayern für das Ökosystem rund um KI bereitstelle. Über die bayerische Hightech Agenda werden beispielsweise Hochschulen, Forschungseinrichtungen und die digitale Transformation von Unternehmen im Freistaat seit Jahren unterstützt. Solche Maßnahmen würden entscheidend dazu beitragen, dass Europa bei KI-Technologien mithalten könne. Vor diesem Hintergrund habe sich Bayern auch um den Bau einer europäischen Gigafabrik für KI beworben. Man sei zwar immer noch weit entfernt von den Investitionen, wie sie beispielsweise in den USA getätigt werden, betonte Robin Hermann. Doch neben Rechenzentren benötige man auch noch weitere Skills, für die Deutschland ebenfalls stehe: „Wir haben Daten und Content.“

Dr. Katja Wildermuth und Uli Köppen verwiesen auf die Bedeutung originärer, journalistisch aufbereiteter Inhalte. Sie gaben einen Einblick, welche Anstrengungen beim BR derzeit unternommen werden, Content erfolgreich in das KI-Zeitalter zu transferieren. Zum einen gehe es darum, Inhalte künftig so aufzubereiten, dass auch KI-Assistenten darauf zugreifen können. Zum anderen aber müsse ein öffentlich-rechtlicher Programmanbieter in der öffentlichen Wahrnehmung als Garant für glaubwürdige Inhalte gelten. Dazu werde derzeit mit anderen Qualitätsmedien an einem „Trusted Content Pool“ gearbeitet, einer Plattform, die Qualitätsjournalismus mit KI-Technologie verbinde. Ein Ergebnis war hier beispielsweise der zum Oktoberfest gestartete „BreznBot“, der zusammen mit Ippen Digital erstellt wurde. Mit dieser Technologie wurden Fragen der User rund um das weltweit größte Volksfest beantwortet, indem KI mit vertrauenswürdigen Medieninhalten kombiniert wurde. Etwa 1,2 Millionen Anfragen hätte der inzwischen wieder eingestellte Bot beantwortet, berichtete Uli Köppen.

So regional der BreznBot, so überregional ist die Aufgabe, die hinter solchen KI-basierten Innovationen steht. Journalist:innen müssten neu entdecken, wie sich ihre Rolle verändere und wo die Marktlücke von Medien sei, betonte Intendantin Wildermuth. Und das sei nicht nur eine medienspezifische Debatte, sondern eine eminent wichtige politische Aufgabe. Dennoch sprach sich Florian Herrmann dagegen aus, nach immer neuen Regulierungen zu verlangen, um die durch KI herbeigeführten Veränderungen zu lenken oder vielleicht einzudämmen. Unverhandelbar sei allerdings der Schutz des geistigen Eigentums, betonte Herrmann. Denn wenn geistiges Eigentum nicht mehr vergütet werde, würde bald auch niemand mehr geistiges Eigentum produzieren