Die Angst vor den regionalen Nachrichtenwüsten
Lokaljournalismus. Die erste Instanz der Demokratie
Lokale und regionale Nachrichten bieten Informationen aus der unmittelbaren Nahwelt. Mit einem „Tag des Lokaljournalismus“ im kommenden Jahr soll diese wichtige Form der Berichterstattung gestärkt werden.
Bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN wurde nicht nur diese Initiative, sondern auch eine aktuelle Studie vorgestellt, die von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) in Auftrag gegeben wurde. Das Ergebnis: Nach wie vor ist der Lokaljournalismus für viele Menschen „das Rückgrat der Demokratie“. Lokaljournalismus kann die Demokratie durch eine informierte Bürgerschaft stärken, indem er lokale politische Prozesse transparent macht, Missstände aufklärt und politische Partizipation fördert.
Das Beispiel USA zeigt: Wenn Lokalmedien verschwinden, entsteht oft eine Nachrichtenwüste. Auf diese bedenkliche Entwicklung wies Natalie Wehrmann, die bei der BLM das Referat Bewegtbild sowie die Gruppe Inhalte & Förderung leitet, bei ihrer Begrüßung hin. Um herauszufinden, welche Bedeutung lokale Medien im Leben der Nutzer:innen spielen, habe die BLM eine empirische Untersuchung in Auftrag gegeben, die am 18. November 2025 veröffentlicht werde.
Prof. Dr. Wiebke Möhring, Professorin am Institut für Journalistik der TU Dortmund, präsentierte vorab zentrale Ergebnisse der Befragungsstudie. Der Lokaljournalismus, bekanntlich das „Rückgrat der Demokratie“, zeichne sich demnach durch die Nähe zu den Leser:innen aus. Entsprechend groß sei die Nutzung von lokalen Medien aller Art: Mehr als die Hälfte der Befragten nutze mindestens ein Lokalmedium täglich, wobei Alterseffekte deutlich hervorträten. Insgesamt, so berichtete die Wissenschaftlerin, werde Lokaljournalismus als Wert für die Demokratie anerkannt. Allerdings sollten die Journalist:innen dort hingehen, wo die Menschen sind: „Redaktionen können es sich nicht mehr leisten, nicht auf Social Media vertreten zu sein.“
Angesichts der besonderen Bedeutung des Lokaljournalismus für die Gesellschaft plädierte Dr. Thorsten Schmiege für ein Level Playing Field für Lokalmedien. „Der Staat sollte nicht Almosen verteilen, sondern für Fairness sorgen“, betonte der Präsident der BLM. Schmiege begrüßte Initiativen, die die Sichtbarkeit von lokalen Medien sicherstellen sollen. Den Medienverantwortlichen empfahl der BLM-Präsident, sich als zukunftsfester Arbeitgeber zu präsentieren und den Nachwuchs in den Redaktionen zu begeistern. Wichtig sei es generell, dass die Lokalmedien ihre Funktion als Watch Dog behielten.
Mit dem „Tag des Lokaljournalismus“ am 5. Mai 2026 soll die Bedeutung dieses journalistischen Ressorts verdeutlicht werden. Hinter der breit angelegten Initiative steht unter anderem Ippen.Media. Markus Knall, Chefredakteur von Ippen.Media, kritisierte zwar die schwierigen Rahmenbedingungen, zeigte jedoch mit dem Finger auf sich selbst: „Wie machen wir uns relevant und attraktiv für die Jungen?“ Redaktionen müssten „jünger, frischer, digitaler und weiblicher“ werden, forderte er.