Der Podcast-Hype hält weiter an

Alles nur noch Show? Der Podcast-Markt im Umbruch

Der Podcast-Markt in Deutschland wächst. Max Franke, Geschäftsführer von Podius.io, einer Plattform für Podcast-Analyse und Mediaplanung, verwies in seinem Vortrag während der MEDIENTAGE MÜNCHEN auf die aktuellen Eckdaten: 27.000 aktive Podcaster gebe es in Deutschland, einen Vermarktungserlös von rund 100 Millionen Euro und ein signifikantes Wachstum bei älteren Zielgruppen.

Gleichzeitig beschrieb Franke auch die Trends des Marktes. Die Zahl der Video-Podcasts nehme kontinuierlich zu, es gebe Tendenzen zur Konsolidierung und das wirtschaftliche Potenzial sei noch längst nicht ausgeschöpft. „Podcasts sind untermonetarisiert. Neunzig Prozent sind nicht vermarktet“, sagte Franke.

„Alle Metriken, die wir haben – Reichweiten, Umsätze, Werbeauslastungen – steigen“, betonte Alexander Krawczyk, Senior Vice President von Seven.One Audio bei der ProSiebenSat.1-Gruppe. Wenn manchmal behauptet werde, der Podcast-Hype sei vorbei, komme das von Leuten, die die Zahlen nicht kennen würden.

Welche Auswirkungen aber hat die steigende Zahl an Video-Podcasts, die inzwischen in Deutschland bei 3.800 liegt? Podcasts müssten „Audio only“ funktionieren, sagte Krawczyk. Eine Video-Fassung sei schön, aber nicht unbedingt notwendig, unterstrich auch Maria Lorenz-Bokelberg, CEO und Founder des Podcast-Produzenten Pool Artists. Bei einer reinen Audio-Fassung sei es beispielsweise egal, wie die Gesprächsteilnehmer:innen aussähen. Und man könne mit verhältnismäßig kleinen Mitteln große Welten schaffen. Die Grenzen würden sich immer weiter verschieben, erklärte hingegen Simone Steuerer, Manager of Strategic Content Partnerships bei YouTube: „Bei uns bestimmt der Creator selbst, was ein Podcast ist.” Der Bereich Podcasting sei auf YouTube in den vergangenen Jahren stark ausgebaut worden. Inzwischen, so berichtete Steuerer, komme man weltweit auf eine Milliarde Nutzer im Monat, Tendenz steigend. Im Moment verstärke die Plattform ihre Anstrengungen, auch kleinen Creators zu Aufmerksamkeit zu verhelfen. Das geschehe auch durch Me-triken, auf die sie zugreifen könnten. „Wir geben ihnen Daten an die Hand, um ihre Podcasts nutzerspezifischer produzieren zu können“, sagte Steuerer.

Zur Interpretation von Daten setzt die Branche zunehmend Künstliche Intelligenz (KI) ein. KI helfe beispielsweise dabei, Reichweiten-Prognosen abzugeben, erklärte Franke. Sie sei ein wichtiges Tool in der Postproduktion und auch für Barrierefreiheit, betonte Lorenz-Bokelberg. Die Produzentin verwies auf einen Podcast mit einem englischsprachigen Gast, der durch eine KI-basierte Synchronisierung auch Hörer:innen zugänglich wurde, die der Sprache nicht mächtig waren. Dennoch, da waren sich alle Diskussionsteilnehmenden einig, bleibe KI ein Werkzeug. Ein rein synthetischer Podcast habe derzeit nur wenig Erfolgschancen, von kurzen News-Formaten einmal abgesehen. Krawczyk sagte: „Die Leute wollen echten Menschen zuhören.“