Creator-Ängste vor dem Closed Shop
Creator. Content. Kollaboration.
Wenn ein klassisches Medienhaus und ein Creator zusammenarbeiten, können durchaus erfolgreiche Formate entstehen. Noch aber sind solche Kooperationen eine Seltenheit. Bei einer Podiumsdiskussion während der MEDIENTAGE MÜNCHEN sind Möglichkeiten für die Annäherung zweier Welten gesucht worden, die nach sehr unterschiedlichen Regeln funktionieren.
Mit der deutschen Webserie „Krass Klassenfahrt“ hat Jonas Ems einen Hit kreiert, der so-wohl auf der Streaming-Plattform Joyn als auch bei YouTube funktioniert. „Die Welten verschmelzen“, schilderte der Gründer und Geschäftsführer vom Kreativstudio moonvibe seine Eindrücke während der von Yasmine M’Barek (Die Zeit) moderierten Diskussion. Wichtig für den Erfolg von Formaten sei es aus seiner Sicht, die Community in die Verbrei-tung einzubinden und Material zur Verfügung zu stellen, das dann durch User verarbeitet und viral verbreitet werden könnte. Im besten Fall, so erklärte Ems, vermarkte sich ein Format dann „von selbst“. Der Creator beschrieb, wie sich derzeit durch Social Media klas-sische Berufsfelder wie Produzent oder Schauspielerin ändern. Zugleich beschrieb Ems den schwierigen Prozess, nicht nur als Influencer, sondern als professioneller Produzent wahrgenommen zu werden.
In der Diskussion um die effizientesten Verbreitungswege nannte Thomas Münzner, Ge-schäftsführer von Studio Flitz, das Zusammenspiel von Joyn und YouTube eine „perfekte Verbindung“. Die beiden ersten Staffeln des Formats „The Race“ erzielten bei YouTube mehr als dreißig Millionen Abrufe. „The Race“ ist eine deutsche Reality-Serie, die von der in diesem Jahr gegründeten Produktionsfirma Studio Flitz produziert wird, einer Tochterge-sellschaft von SevenOne Studios. Münzner berichtete, YouTube erzeuge zum Teil hohe Konversionsraten. Als ehemaliger Joyn-Programmchef gab er auch Einblick in das speziel-le Lizenzmodell von Joyn. Nach seinen Angaben stellt die Streaming-Plattform den Crea-tors vertrauensvoll ein fixes Budget für die Produktionen zur Verfügung und verzichtet größtenteils auf inhaltliche Mitsprache. „Der Wandel findet satt, aber langsam“, lautete das Fazit von Thomas Münzner zur Entwicklung vom linearen TV zur Creator-Industrie. Und: „Es gibt viel Raum für lokale Produktionen. “
Teilweise resigniert wirkte Oğuz Yılmaz, Co-Founder von YilmazHummel. Der Produzent („Y-Titty“) kritisierte die traditionellen Medienhäuser dafür, sich den Creators zu verschlie-ßen: „Die Riesentöpfe verwehrt man uns.“ Yılmaz bedauerte, dass somit auch das Potenzi-al an Talenten nicht ausgeschöpft werde und die klassischen Medien den Anschluss verlö-ren. Der Produzent setzt seinen Schwerpunkt auf Long-Form-Formate. Mit einer langfris-tigen Strategie sei YouTube ein gut funktionierender Kanal, erklärte Oğuz Yılmaz. Als „Ele-fant im Raum“ bezeichnete Yilmaz jedoch den „deutlich kleiner werdenden Kuchen“, also sinkende Produktionsbudgets.